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Industriebrachen in der Schweiz |
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In der Schweiz liegen mehrere Hundert Industrie- und Gewerbeareale brach oder sind unternutzt, Gesamthaft entspricht dies einer Fläche grösser als die Stadt Genf. Obwohl viele Standorte aufgrund ihrer Lage für Umnutzungen oder für die Neuansiedlung von Industrie- und Gewerbebetrieben prädestiniert wären, werden Neubauprojekte bevorzugt auf der "grünen Wiese" realisiert. Hemmend wirken primär die finanziellen und zeitlichen Risiken bei der Umnutzung von Industriebrachen. Aus ökologischer, ökonomischer und gesellschaftlicher Sicht besteht jedoch ein grosses Interesse an der Wiederbelebung der brachliegenden Areale. |
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Es war die Wochenzeitung (WOZ), welche 1995 erstmals die brachliegenden Areale der Schweiz und die damit verbundenen Zwischennutzungen systematisch thematisiert hat. Wenig später folgte in einer Koproduktion der Zeitschriften Hochparterre und Cash eine minutiöse Darstellung der nicht mehr gebrauchten Schweiz. Als Konsequenz einer parlamentarischen Intervention im Nationalrat schalteten sich auch die Bundesämter BAFU und ARE in den Diskurs ein. Ausgangslage quantitativIm Jahr 2004 zeigte die Studie «Die brachliegende Schweiz – Entwicklungschancen im Herzen von Agglomerationen» (ARE/BAFU), dass in der Schweiz Nutzflächen von der Grösse der Stadt Genf brachliegen (ca. 17'000'000 m2). 80% davon liegen in urbanen Gebieten, 26% sind nicht genutzt, 29% sind zwischengenutzt (s. Abb.). Berücksichtigt waren nur Areale mit einer Grösse von über 1ha. Mit den vielen zusätzlichen kleineren Arealen steigt das Brachflächenpotenzial weiter. Ökonomisch bedeuten die Brachflächen einen gesamtschweizerischen Ausfall von Steuergeldern in der Höhe von jährlich 150-500 Mio. Franken. Nutzung der Arealflächen in Prozent aller Areale |
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Quelle: ARE/BAFU (Hrsg.): Die brachliegende Schweiz – Entwicklungschancen im Herzen von Agglomerationen. Bern, 2004. |
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Lagefaktor der Schweizer IndustriebrachenEine Mehrheit der Industrie- und Gewerbebrachen befindet sich im Schweizer Mittelland. In den Gross- und Mittelzentren - das sind die 9 grössten und rund 50 kleinere Städte der Schweiz - befinden sich 40 Prozent der Arealflächen. Weitere 40 Prozent liegen in deren Peripherie. Bei mehr als der Hälfte der Areale wohnt über eine halbe Million Einwohner im Umkreis von 30 Autominuten. Über eine Viertelmillion Beschäftigte des Dienstleistungssektors haben hier ihren Arbeitsplatz. Die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist gegenüber dem Individualverkehr aber noch schlecht. Dies deutet darauf hin, dass nur wenige ehemalige Industrieareale für publikumsintensive Einrichtungen wie Einkaufszentren und Freizeitanlagen geeignet sind. |
«Die brachliegende |
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Ausgangslage RaumplanungAuf methodischer Ebene beschäftigt sich die Raumplanung kaum mit den Industriebrachen, weil die formellen Planungsinstrumente keine Handhabe bieten, entsprechende Entwicklungsvisionen umzusetzen, obschon deren Revitalisierung den Verbrauch der freien Landschaft für Bauzonen entlasten würde. Insbesondere fehlen rechtlich definierte Instrumente, um den Übergang zwischen ehemaliger und zukünftiger Nutzung zu regeln, denn die institutionelle Raumplanung fokussiert sich auf fixe Zielzustände. Dieses Defizit kann aufgefangen werden, wenn Planungsträger die Zwischennutzung als informelles Instrument begreifen und einsetzen würden, um die Entwicklung von Industriebrachen voranzutreiben. Im Vordergrund stehen die koordinierende und steuernde Aufgabe sowie die Ermöglichung einer zielorientierten partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren einer Brache. |
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