Bedingungen
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Geographische Lage  (I)

Die geographische Lage einer Brache bestimmt einerseits das Potenzial einer möglichen Zwischennutzung, andererseits erfordern die einzelnen Lagetypen auch unterschiedliches Vorgehen bei der Planung und Realisierung einer Zwischennutzung.



Übersicht

Die 2003 veröffentlichte Studie von ARE und BAFU zur Brachflächensituation in der Schweiz zeigte, dass sich eine Mehrheit der Areale sich im Schweizer Mittelland entlang den Hauptachsen des Verkehrs befindet.

Prozentuale Verteilung der Brachen in der Schweiz:

  • 9 grösste Städte (Grosszentren) : 27%
  • Peripherie dieser Städte: 21%
  • Mittelzentren (50 kleinere Städte): 13%
  • Peripherie der Mittelzentren: 18%
  • Nicht urbane Gebiete: 21%

Lage der Brachflächen in der Schweiz (Grösse über 1 ha)

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Bild links: Lage der Brachflächen in der Schweiz 


Studie: «Die brachliegende Schweiz – Entwicklungschancen im Herzen von Agglomerationen»

Quelle: ARE/BAFU (Hrsg.): Die brachliegende Schweiz – Entwicklungschancen im Herzen von Agglomerationen. Bern, 2004.

Grundsatz

Zwischennutzung dient immer der Vorbereitung von Umnutzungen von Industriebrachen. Diese finden am ehesten dort statt, wo die Nachfrage gross ist und die Renditeaussichten befriedigend sind, also in den baulichen Entwicklungsgebieten der Schweiz. Allerdings gibt es auch diverse erfolgreiche Umnutzungsbeispiele in nachfrageschwachen Regionen, wobei dort für das Gelingen jeweils ein Nutzungskonzept erforderlich war, welches auf Nischennutzungen basierte.

Eine Zwischennutzung kann die Erträge während der Entwicklungsphase markant steigern und zur Finanzierung der Planungs-, Sanierungs- und Transaktionskosten beitragen.

Nachfolgend wird für die vier wichtigsten Standortgebiete ausgeführt, welche Nachfrage zu erwarten ist, resp. wie eine in erster Annäherung schwache oder fehlende Nachfrage kompensiert werden kann.


Zentrale Lagen

Im zentralen Siedlungsgebiet von grossen und mittleren Städten kann die Zwischennutzung primäre urbane Bedürfnisse befriedigen. Dazu gehören in erster Linie Einrichtungen der Kultur und Soziokultur (Veranstaltungs- und Ausstellungsräume, Künstlerateliers, Proberäume für Bands, Studios für Tanz und Theater) und des Nachtlebens (trendige Bars, Clubs und Restaurants), ebenso wie Büro- und Werkstattnutzungen für die Kreativwirtschaft und innovatives Kleingewerbe.

nt/Areal
Merker-Areal
Lagerplatz
Artamis

Periphere Lagen

In den peripheren Lagen - also in Kleinstädten und deren Agglomerationen sowie in der weiteren Agglomeration von Grossstädten - geht die Nachfrage insbesondere für die Kreativwirtschaft, Kultur und Dienstleistungen zurück. D.h. nicht, dass es sie nicht gibt, aber sie muss u.U. aktiv angeregt werden durch Aktivierung der lokalen und regionalen Netzwerke, auch kommunale und kantonale Behörden sollten nach Raumbedürfnissen betr. ihrer eigenen Aufgaben einbezogen werden. Der Anteil traditioneller gewerblicher Zwischennutzungen steigt.

Vidmar-Hallen
Walzwerk

Ländliche Lagen

Bei Zwischennutzungen in ländlichen Lagen überwiegt die Nachfrage von traditionellem Gewerbe. Das Motiv in diesen Lagen ist weniger von den Softfaktoren geprägt, sondern durch die ökonomische Notwendigkeit, resp. vom Mangel an erschwinglichen Flächen in neuen Gewerbegebieten.

Die Nachfrage seitens Kultur und Kreativwirtschaft ist eher punktuell und hängt stark vom Einzugsgebiet, der Erreichbarkeit und von initiativen Einzelpersonen ab. Zudem können sich einige kompensatorische Nutzungen einer Gemeinde oder des Kantons ansiedeln (v.a. aus den Bereichen Soziales, Bildung, Jugend, Freizeit), auch tourismusrelevante Einrichtungen sind denkbar.

«kompensatorische Nutzung» siehe: Merkmale/Funktionen 

loftboerse.ch

Die Erfahrung zeigt, dass sich in ländlichen oder peripheren Gebieten die Zwischennutzung häufig verstetigt und zu einer definitiven Umnutzung (ganz oder teilweise) führt. Durch gezielte Sanierungen, Bespielung mit eher traditionellen Nutzungen und graduelle Anpassungen der Mietkonditionen lassen sich meist zeitgemässe Nutzungsbedingungen schaffen und eine befriedigende Rendite erwirtschaften.

Spinnerei Murg
Maloya Ormalingen

Hinweis
Ergibt sich die Nachfrage für die temporäre Nutzung einer Brache nicht von selbst, so sind verstärkt kommunikative Massnahmen notwendig, sei es, dass die Möglichkeit der Zwischennutzung über klassische Medienarbeit verbreitet wird, sei es dass gezielt einerseits die lokalen und regionalen Netzwerke aktiviert werden, andererseits der Kontakt zu Behörden gesucht wird, um latente Raumbedürfnisse aufzuspüren und zu aktivieren.