Alte Bürstenfabrik Oberentfelden

 


Rettungsversuch durch Gemeinde

Als anfangs der 90er-Jahre die Bürstenfabrik Walther in Oberentfelden in Schwierigkeiten geriet, schritt die Gemeinde zur Rettungstat. Sie erwarb 1995 das Areal in Kombination mit einem Landabtausch und ermöglichte dadurch dem inzwischen in WASAG umformierten Unternehmen einen Neubau im lokalen Gewerbegebiet. Die Firma besteht bis heute weiter, konzentrierte allerdings die Produktion auf Industriebürsten, wobei die ehemaligen ca. 100 Arbeitsplätze heute auf einen Drittel geschrumpft sind. Mit den Liegenschaften übernahm die Gemeinde auch die bereits angesiedelten Ergänzungsmieter. Sie ist immer davon ausgegangen, dass dieser Akt nur eine Übergangslösung sein sollte, schliesslich gehört das Vermietungsgeschäft nicht zu ihren Kernaufgaben.

Kreative stärken Image

Schon zu Beginn der neuen Situation waren einige kreative Mieter dabei; deren Mund-zu-Mund-Propoganda hat gut funktioniert und es stellte sich eine zunehmende Mietnachfrage aus diesen Kreisen ein. Ausschlaggebend waren sowohl die günstigen Mietzinsen wie auch die relative Freiheit, die sich in der Bürstenfabrik bot. Nach einigen Jahren haben die Behörden erkannt, dass diese Mieterschaft einerseits «unproblematisch» und andererseits dem Image und der Identität einer durchschnittlichen Mittellandsgemeinde mit 7'300 Einwohner/innen zuträglich war. Fortan wurden solche Mietkandidaten bei Leerständen bevorzugt. Die publikumswirksamen belebenden Nutzungen beschränken sich auf ein kulturelles Veranstaltungslokal, zwei Lokale von Migrantenvereinen, einen betreuten Jugendtreff und einige Ateliers, in denen auch diverse Kurse angeboten werden. Bemerkenswert ist, dass sich die Mieterschaft mehrheitlich nicht als Zwischennutzer sieht, denn die Gemeinde hat sie bewusst mit unbefristeten Mietverträgen ausgestattet und nahm damit mietrechtliche Komplikationen in Kauf.

Gemeinden mit vier Hüten

Oberentfelden hat durch den Kauf des Areals gleich vier Rollen übernommen. Die Gemeinde ist Eigentümerin und damit verantwortlich für die Haftung und den Gebäudeunterhalt, wobei nur das Allernotwendigste investiert wurde. Sie hat auch die Vermietung und Verwaltung übernommen, agiert als grosszügige Bewilligungsgeberin und muss sich als Planungsinstanz um die Entwicklung des Areals kümmern. Bald nach dem Erwerb versuchte die Gemeinde das Areal zu verkaufen. Eine erste Lösung über einen möglichen Investor mit einem rechtskräftigen Gestaltungsplan scheiterte aber an dessen Konkurs. Darauf erkannte man, dass «die Zeit nicht reif» war, um das Areal an einen Investor veräussern zu können. Weitere eigene Entwicklungsbemühungen hat Oberentfelden nicht in Angriff genommen, wobei der Gemeinde bei einer Vollkostenrechnung ein Ertragsüberschuss von ca. 20% zur Verfügung steht, welchen sie in die Planung reinvestieren kann.  

 

 

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Gemeinde Oberentfelden